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Jeder sah, was “de an de Foot hebben”

Kiekelmarkt: Notiert von Lüchows Stadtarchivarin Undine Stiwich

lk Satemin. Märkte gab es im Wendland einst in großer Zahl, doch der wichtigste war der Kiekelmarkt in Satemin. Er fand jährlich um den 13. Juli herum statt. “Auf dem Markt zu Satemin, danz ick doa mit mien Cathrin. Auf dem Criwitzer Johannismarkt – Ich in dich verliebet ward. Auf dem Trebeler Erntebier – Ich mich hab verliebt in dir.” Diesen Spruch findet man auf vielen Hutschachteln.

“Satemin war voller Buden, der Bäcker, der Seiler, der Hutmacher, der Schmied alle waren vertreten. Die Marktlü kamen aus allen Teilen des Wendlandes, aus Uelzen und Lüneburg und priesen ihre Waren an”, berichtet Lüchows Stadtarchivarin Undine Stiwich, die über profunde Kenntnisse der Lokalgeschichte verfügt. Und sie fährt fort: “Die Mädchen putzten sich in ihrer prächtigen Tracht heraus, um sich in ihrer ganzen Schönheit den Burschen zu zeigen. Die heiratsfähigen Jungen sollten sehen, was sie besitzen, viel mehr – wie groß die Mitgift war, die sie mitbrachten, wenn es zur Hochzeit kommen sollte.” Jeder Bursche konnte an den Trachten der Mädchen schon sehen, “was de an de Foot hebben”. Die Seidentrachten, Schürze und Tuch waren kostbar. Ein einfaches Mädchen konnte es sich nicht leisten, diese kostbare Tracht zu tragen. Statt Seide trug sie eine weiße Leinenschürze und manchmal auch ein kleines Anstecktuch aus Seide. Die Kappen der heiratsfähigen Mädchen waren immer rot, denn schwarze Kappen waren für die Alten oder verheirateten Frauen vorgesehen. Die Schleifenbänder, die an der “Timpmütz” am Hinterkopf hingen, waren mit Perlen und Pailletten bestickt. Je mehr bestickt war, umso reicher war das Mädchen. Die “Geldkatzen”, die die Burschen in den Hosentaschen trugen und aus der Tasche raushingen, waren mit Münzen prall gefüllt. So konnte auch das Mädchen sehen, wie reich der Auserwählte war. Auf jedem Hof gab es Musik und für das Tanzen bezahlte man gute Groschen. Bis in die frühen Morgenstunden wurde getanzt, gelacht und auch viel Bier getrunken. Wenn sich ein Paar gefunden hatte, trat nun der Friewarwer (Freiwerber) oder “een oll Wäsch” (eine ältere Frau, die eine beredte Zunge hatte) auf den Plan. Für ein Zustandekommen einer Heirat waren die Eltern ausschlaggebend. Die Besitzverhältnisse mussten stimmen. Wenn alles geregelt war, konnte die Verlobung (Löfft) geplant werden.

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