kek Schnackenburg. Das “Ruhe sanft” auf der Schnackenburger Fähre ist vorbei: Ende vergangener Woche fanden die letzten Wartungsarbeiten statt, Montag waren zwei neue Motoren eingebaut worden. Es stand nur noch eine Probefahrt an. Seitdem kann der Fährverkehr zwischen dem Schnackenburger und Lütkenwischer Ufer wieder laufen. Drei Fährleute, die abwechselnd ihren Dienst versehen, stehen dazu zur Verfügung.
“Ich gehe davon aus, dass die Fähre ab dem 13. Juli wieder ihren Dienst zu den normalen Fährzeiten versieht”, war vergangene Woche von Amtsdirektor Harald Ziegeler zu erfahren.
Mitte März war wegen eines Motorschadens der Betrieb eingestellt worden. Doch es gab in der Vergangenheit bereits eine viel längere Zwangspause: 1945 wurde die Fähre von den Russen in der Elbe versenkt, und aus politischen Gründen heraus kam es dann erst im Zuge des Mauerfalles und der Wiedervereinigung zu einem erneuten Fährbetrieb. Dazu kaufte der Schnackenburger und vieljährige Zollbeamte Klaus Reinecke aus eigenen Mitteln eine Fähre an und betrieb die “Ilka” seit 1991.
Das Vorgängergefährt war 1912 von der Stadt Schnackenburg für 3500 Mark angekauft worden. Dieses hatte wiederum einen anderen Vorgänger ersetzt, der 1848 gebaut worden war. In einem Ratsprotokoll vom 8. März 1851 – also immerhin drei Jahre nach der Fertigstellung – ist eine Rechnung für “geliefertes Getränk beim Fährbau 1848” über einen Reichstaler und 16 Groschen vorgelegt und genehmigt worden.
Die anderen Fährgeräte, wie etwa kleine Kähne, musste der jeweilige Pächter aus eigenen Mitteln anschaffen. Weiterhin hatte der Betreiber die Aufgabe, für gute Stellagen zum Ein- und Austragen der Fracht sowie für einen guten Zustand der Fährbrücke zu sorgen. Etwaiges Baumaterial lieferte dazu die Bürgerschaft; für Reparaturen hatte jedoch der Pächter zu sorgen.
An der Fährstelle befand sich zudem eine Tafel, auf welcher die Fährtarife ersichtlich waren; auch diese hatte der jeweilige Pächter in leserlichem Zustand zu halten.
Die Fährgerechtigkeit oblag seit alters her der Stadt Schnackenburg, doch wann und von wem diese damit versehen worden ist, ist nicht mehr feststellbar. Der Fährbetrieb selbst wurde für 140 Reichstaler jährlich verpachtet, ab Anfang des 19. Jahrhunderts für 150 Reichstaler. Die Pacht war jeweils am 1. Mai fällig.
Die Fähre selbst gehörte ebenfalls der Stadt. Zum Zubehör des Fährkahnes zählten im Jahr 1848 Ketten, Steuer sowie Bolzen für zwei Riemen, wofür die Bürgerschaft sorgen musste.
Die Fährstelle lag ursprünglich vor dem Bau der hölzernen Alandbrücke am Aland unweit des Amtshauses. So konnten die Fährkunden nach Bedarf über den Aland beziehungsweise über die Elbe gesetzt werden.
So findet sich 1802 im Schnackenburger Kirchenbuch noch die Bezeichnung “im Aland ohnweit der Fährstelle”. Mit der Fertigstellung einer Brücke über den Aland wird die Fährstelle an den heutigen Ort verlegt worden sein. So ist 1876 noch vom “Ein- und Ausladen bei der alten Fährstelle” die Rede.
Auffallend ist, dass in früherer Zeit die Fährpächter zugleich Gastwirte waren: Ludolph Henning, der 1848 die neu gebaute Fähre übernahm, Heinrich Barda, der sie ab 1870 pachtete und ab 1892 Friedrich Wilhelm Kerkau.
Der Wirt, der das am Schnackenburger Marktplatz gelegene “Stadt Hamburg” betrieb, kam aber noch einer dritten Beschäftigung als Führer des städtischen “Todtenwagens” nach, weil die Stadt finanziell nicht in der Lage war, ein derartiges Gefährt zu erwerben. Und außer Frage stand eines: “Willem” Kerkau war durch seine vielfältige Kundschaft bestens über Land und Leute sowie alle kleinen und großen Ereignisse informiert. Das führte dazu, dass der Multiunternehmer am 4. Mai 1898 hochrangigen Besuch bekam – von Karl May, der in der Region Gartow weilte, um Stoff für eine geplante, jedoch nie geschriebene Humoreske sammelte. Was schade ist, denn sicherlich hätte die Erzählung auch etliche erbauliche Anekdoten, die auf der Fähre passiert waren, enthalten.

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